«Mä cha nid immer nume dä Bräschte nachestudiere!»

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Was hat sich für Sie in den letzten 80 Jahren am meisten verändert? Gesellschaftlich, politisch und persönlich?

«Früher waren wir aufeinander angewiesen. Während der Krisenzeit haben sich die Menschen gegenseitig geholfen. Heute schauen die meisten nur noch für sich allein. Aber ich leide nicht unter der heutigen Zeit. Ich bin politisch eher links positioniert, aber schlussendlich mache ich das, was ich für gut befinde und verantworten kann.

Von Internet, Computer und iPhones will ich nichts wissen. Ich habe mein Festnetztelefon, das reicht. Aber ich muss sagen, wenn ältere Menschen keine Unterstützung haben, wie ich sie von meiner Tochter erhalte, wird die Kommunikation und Organisation im Alltag sehr schwierig.»

Würden Sie rückblickend etwas anders machen in Ihrem Leben?

«Nein es war gut so. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und wie ich es gemeistert habe. Mein Beruf war abwechslungsreich und immer nahe bei den Leuten. Die letzten Jahre ist es allerdings nicht mehr so rund gelaufen bei den SBB. Die jungen Leute hatten eine legerere Einstellung zum Berufsleben. Ich habe mich entsprechend arrangiert.»

Welche Alltags- oder Lebensphilosophie hat Sie geprägt?

«Der Glaube hat mir viel geholfen und mir Halt gegeben. Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch. «Mä cha nid immer nume dä Bräschte (Berndeutsch für «Gebrechen») nachestudiere!» Der Bezug zur Natur ist wichtig, und in Bewegung zu bleiben ist unumgänglich. Ab und zu spaziere ich mit meiner Tochter und ihrem Hund zum Naturschutzgebiet, oder wir machen eine Runde im Quartier.»

Haben Sie die Welt bereist?

«Nur Europa. Die schönste Reise war zusammen mit meiner Frau ans Nordkap, organisiert von den Toggenburg-Bahnen, die heute SOB heissen. Am längsten Tag, am 21. Juni, erlebten wir bei schönstem Wetter einen fantastischen Moment im Norden von Europa. Auch die beeindruckende Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ab Moskau zusammen mit Kollegen aus Rapperswil ist mir in Erinnerung geblieben. Sibirien ist riesig und wunderschön.»

Sind Sie mit der Spitex zufrieden?

«Ich bin sehr froh und dankbar dafür. Das Anziehen der Kompressionsstrümpfe ist ein Kampf. Wenn ich alleine bin, ziehe ich halt die alten an, das ist nicht optimal, aber einfacher (schmunzelt). Die Spitex hilft mir, dass ich zuhause wohnen kann. Das macht mich glücklich.»

Was wünschen Sie sich für die Zukunft – für sich und andere?

«Keinen Krieg, keine Naturkatastrophen, und dass man die Klimaerwärmung ernst nimmt. Was mich angeht: Ich nehme einen Tag nach dem anderen und bin glücklich, wenn ich jeden Morgen aufstehen und meinen Alltag leben kann. Ich habe Respekt vor dem Sterben. Aber es kommt so, wie es kommen muss.»

Wie alt möchten Sie werden?

«Ich fühle, dass ich nicht 100 Jahre alt werde. Aber man weiss es nicht.»

 

Die RaJoVita Spitex wünscht Hans Inäbnit und seiner Familie nur das Allerbeste, gute Gesundheit und noch viele interessante Momente in seinem bewundernswerten Leben.

Gabriela Moser Meyer, RaJoVita Spitex, und Ildiko Gabulya, Bereichsleiterin AD.

 

Kurzportrait Hans Inäbnit